Usedom - ein kulinarischer Kurzbericht

Usedom – ein kulinarischer Kurzbericht

 

Fisch, Fisch und noch einmal Fisch

 

Nach Usedom gelangt man von Linz aus schneller, als man landläufig annehmen würde: Man fliegt in einer guten Stunde nach Rostock, und von dort geht´s dann per Bus, Zug oder Leihwagen weiter auf die Insel Usedom. Wir – meine Gattin und ich - hatten eine Ruefa-Pauschalreise gebucht, mit Flug, Bustransfer, Hotel mit Frühstück in Heringsdorf und drei inkludierten Ausflügen. Aber darüber will ich ja gar nicht viel erzählen, sondern mehr über die Küche dieser Region. Wir waren in keinem Hauben- bzw. Sternelokal. Die besten resp. feinsten Restaurants, in denen wir so gut wie immer abends gegessen haben, waren das Heinrich´s in unserem Strandhotel, das benachbarte Restaurant Waterfront im Steigenberger Hotel und der Pommersche Hof, alle in Heringsdorf. Eher Durchschnitt waren das Restaurant Seebrücke in Ahlbeck (das Matjestratar war super, die Rote Grütze dagegen zum vergessen), die Hafenküche in Rankwitz (langsames Service, aber köstliche Fischsuppe) und das Bistro Don Hering im Maritim Hotel Kaiserhof in Heringsdorf. Nicht zu vergessen den Imbiss „Zur Molle“ an der Strandpromenade in Bansin, wo es Räucherfisch, Fischbrötchen und Bier gibt. Ganz köstliche Fischbrötchen mit Backfisch oder Lachs, übrigens.

Strandhotel Heringsdorf mit Heinrichs

Strandhotel Heringsdorf mit Restaurant Heinrich´s

 

 

Waterfront  

Hotel Steigenberger mit Bistro & Bar Waterfront

 

Da es bei Mecklenburg-Vorpommern um ein eher in jeder Hinsicht armes und landwirtschaftlich ausgerichtetes Bundesland handelt, ist auch die Küche eher deftig bis kräftig. Hausmannskost in üppigen Portionen füllt die Teller, und da Usedom ja eine Insel ist, natürlich auch Fisch. Ungekrönter König der Fische ist dabei der Hering, den es in den verschiedensten Variationen gibt: Als Bismarckhering mariniert mit Essig, Zwiebeln, Senfkörnern und Lorbeer, als Matjes mild gesalzen in jugendlichem Alter (einen solchen hatten wir mit Remouladensauce, Pellkartoffeln sowie einem Salatbouquet, oder als Rollmops, ein kopf-und schwanzloses Heringsfilet, handgewickelt, mit einem Holzstift zusammengehalten, und mit Gurken und Zwiebeln in Essiglake eingelegt. Ich hatte ihn auch gebraten als Pommerschen Ostseehering mit Bratkartoffeln und Salat oder als Ahlbecker Matjestartar mit Schwarzbrot uns Schmalz.

 

Pommerscher Hof Heringsdorf 

Hotel & Restaurant Pommerscher Hof

 

Don Hering

Bistro Don Hering im Maritim Hotel Heringsdorf

 

Andere köstliche Speisefische sind z.B. Scholle (meine Gattin hatte eine Kutterscholle nach Finkenwerder Art und ich eine Scholle gebraten mit Bratkartoffeln und Gurkensalat), Flunder, Steinbutt (auf den Teller kamen ein Steinbutt-Filet unter einer Steinpilzkruste mit Rosmarinkartoffeln und kleinem Salat sowie ein Duett von Steinbutt und Peenebarsch auf einem Eintopf von Kürbis und Kartoffeln mit Riesling-Schaum), und Seezunge (gebraten nach Müllerinnen-Art mit Petersilienkartoffeln und Gurkensalat. Einmal musste es bei einer einfachen Verkaufsbude auch ein Backfischbrötchen sein, ein panierter Fisch in einem Brötchen mit Salatblatt und Remouladen-Sauce oder Mayonnaise. Nicht probiert haben wir Aal oder geräucherten Fisch, wobei verschiedene, geräucherte Fische (Lachs, Hering, Aal) eigentlich Teil unseres täglichen Frühstücksbuffets waren. Natürlich gab es auch noch anderes Meeresgetier. So hatten wir z.B. einen respektablen Shrimps-Avocado-Salat mit Linsenbrot (Papadam) oder Penne mit Lachs.

 

Matjes mit Remouladensauce

Der berühmte Matjes mit Remouladensauce, Pellkartoffeln und Salatbouquet

Sehr wohl gekostet haben wir natürlich auch Fischsuppe, immer mit viel Fisch, aber einmal mit mehr und einmal mit weniger Sahne. Apropos Suppe: Von den deftigen, bodenständigen Gerichten haben wir eher nur die Suppen probiert, so z.B. eine eingedickte, pommersche Kartoffelsuppe, natürlich mit Kartoffeln, Karotten und Speck, gewürzt v.a. mit Petersilie. Lorbeerblatt und Beizkraut. Oder eine Soljanka, eine Restlsuppe aus passierten Tomaten und Paprika, mit Zwiebel, Gurkerl, Paprikastreifen und Wurstresten. Wild war wahrscheinlich aufgrund der Jahreszeit – es war erst Anfang September- kaum auf den Speisekarten zu finden, und vergeblich suchten wir auch nach dem berühmten „Lapskaus“ (ein Eintopf aus Kartoffeln, Rindfleisch, Heringsfilet und roter Beete).

 

Was die Nachspeisen betrifft ist das Eis nicht so schlecht, ich hatte ein Vanille-Stracciatella-Eis mit Schokosauce und ein Parfait von der Weinbergpfirsich. Probiert haben wir natürlich auch die berühmte Rote Grütze, serviert mit Vanillesauce und Pumpernickel. Ich glaube, bei diesem ersten Versuch werden wir es auch belassen. Ansonsten jede Menge Torten zu einem meist besseren Cappuccino. Auch den auf der Insel wachsenden Sanddorn habe ich verkostet: In Form damit gefüllter Schokolade und als Saft.

 

Soljanka

Soljanka: Restlsuppe aus passierten Tomaten mit Paprika und Wurst- oder Fleischresten

 

Bleibt noch ein letzter Absatz übers Trinken. Das Hauptgetränk an der Ostsee ist offensichtlich Bier, vorzugsweise lokal gebraut und frisch gezapft. Zwei Brauereien gibt es auf der Insel: Eine, das Usedomer Brauhaus in Heringsdorf, und die zweite im Wasserschloss Mellenthin. Beide probiert, beide sehr gut. Wasserschloss Mellenthin ist übrigens ganz interessant und das Bier ist gut, was man leider von den Mehlspeisen aus der hauseigenen Konditorei nicht behaupten kann. Dazu kommen noch aus der näheren Umgebung die Störtebecker Braumanufaktur in Stralsund und die Hanseatische Brauerei in Rostock. Auch die beiden durchaus empfehlenswert. Aufgrund unserer Vorliebe für Fisch habe ich die ganze Urlaubswoche ausschließlich Weißwein getrunken, und den offen. Das hier übliche Glas von 0,2 l kostet von € 5,90 (Riesling QbA in der Seebrücke Ahlbeck) bis € 9,50 (Sauvignon Blanc von Klaus Mayer/Pfalz im Restaurant Waterfront/Steigenberger). Ich habe auch Weißburgunder und Pinot Grigio getrunken, alle Weine waren ganz gut. Der vielfach erwähnten Köm – einen klaren Kümmelschnaps – habe ich mir allerdings erspart.

 

Résumé: Nach Usedom reist man sicher nicht des Meeres wegen, weil das ist kalt und schmutzig. Der Strand ist zwar wunderschön, aber es gibt weder Toiletten noch Duschen noch Umkleidekabinen. Die Strandkörbe sind sehr putzig, aber aber relativ unbequem. Wenn man hierher kommt, dann eher wegen des nahezu täglichen Sonnenscheins und der reinen und gesunden Luft. Was das Essen betrifft, so kommen Fischliebhaber auf Usedom voll auf ihre Rechnung, ebenso Liebhaber deftiger Gerichte. Allerdings müssen alle Geduld und Nachsicht haben, denn hier geht alles sehr langsam und manches geht überhaupt nicht, und man weiß eigentlich nicht warum. Manchmal glaubt man sich wirklich in die gute, alte DDR-Zeit zurückversetzt, mit absichtlich schleppendem Service und Sättigungsbeilage auf den Speisekarten.

 

 

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