Göttfried in Linz
Was lange währt, wird endlich gut.
Unter dieses Motto könnte man uns Abendessen letzten Dienstag beim Göttfried in der Linzer Hofgasse stellen. Hat es vom letzten Sonntag Ende September 2015 in Alkoven bis Mitte April 2016 immerhin doch fast ein halbes Jahr gedauert, bis wir zu unserem „Antrittsbesuch“ erschienen sind. „Einige Monate müsst ihr uns schon Zeit lassen“, sagte damals Chefin Simone, und das haben wir dann auch wirklich getan.
Ruhig war es in der Altstadt, als wir letzten Dienstag mit Bekannten die Hofgasse vom Hauptplatz hinaufgingen. Schon von weitem sahen wir auf der linken Seite der Gasse das Schild mit dem uns schon seit Jahren vertrauten Namen. Relativ ruhig war es um 19.00 h auch noch im Lokal, unser reservierter Tisch im rückwärtigen Teil des Restaurants –gegenüber der Küche – war der erste Tisch, der besetzt wurde. Der Empfang war eher kühl, was das Ambiente betrifft, aber umso herzlicher durch die Chefin Simone und später auch durch Küchenchef Christian selbst. Auch das Servicepersonal ist fallweise noch vertraut.
Das Layout der Speisekarte war uns noch in bester Erinnerung, dasselbe galt für das Angebot von Küche und Keller. Das Konzept ist unverändert, es wird vorwiegend regionale Küche auf gehobenem Niveau mit einigen Mediterranen Einflüssen geboten. Das trübe Pfifferl vom Eggenberger verkürzte uns die Zeit während der Auswahl unserer Menüs. Da meine Gattin und ich einen Großteil der Speisen schon kannten, konnten wir unsere Freunde am Tisch gut beraten. Das Gedeck mit selbstgemachtem Brot, Butter und zwei Aufstrichen war einfach, aber schnell am Tisch. Dann folgten als Gruß aus der Küche Garnelenravioli mit geräuchertem, geraspeltem Thunfisch. Das hätte man – in Form einer bisschen größeren Portion - als Hauptgericht oder als Primo durchaus auch mit Vergnügen akzeptiert. Ebenso schnell kamen die Vorspeisen, in unserem Fall zweimal die Fenchel-Olivenschaumsuppe mit Steckerlsardine und einmal den Octopus mit Karotten, Ingwer und Erbsen. Die Fenchelsuppe mit dem „Steckerlfisch“, der in Backteig herausgebraten, in schmale Streifen geschnitten und auf einem kleinen Holzspieß aufgefädelt war, schmeckte ebenso spektakulär, wie sie aussah. Gut salzig-säuerlich von der Sardine, deutlich herausschmeckend der Koriander. Der Octopus war ebenfalls mehr als schmackig, sprich sehr gut gewürzt, vor allem gesalzen. Aber rosa und hauchzart, nicht zu vergleichen mit dem, was man sonst gelegentlich an „Fahrradschläuchen“ serviert bekommt. Das Bier hatte in der Zwischenzeit einem hervorragenden Gelben Muskateller Platz gemacht, und auch der Burgunder für den Hauptgang war bereits bestellt.
Jetzt muss allerdings das eingangs zitierte Sprichwort ein weiteres Mal strapaziert werden. Es dauerte nämlich eine geschlagene volle Stunde, bis der Hauptgang serviert wurde. Gott sei Dank, waren wir erstens nicht mehr so hungrig, und zweitens ist uns der Gesprächsstoff nicht ausgegangen. So viel zum „Lange-Währen“, jetzt zum „Guten“. Unsere beiden Damen – beide Monikas - hatten Saltimbocca von der Bio-Kalbsleber gewählt, meine Gattin mit einem gemischten Salat. Die Leber wieder zart, auf den Punkt gebraten. Sie wurde sehr stimmig von Feigen-Tortelli und Balsamico-Zwiebel und Speck begleitet. Unser Freund Klaus hatte sich für das uns bestens bekannte Perlhuhn mit Olivengnocchi und Frühlingslauch entschieden, und war damit sehr zufrieden. Vielleicht hätte es um eine Spur wärmer sein können…..Ich wollte eigentlich die Bio-Lammhaxe, aber weil diese schon aus war, gab ich mich dann mit dem Lammkarree mit mariniertem Gemüse und Parmesanpolenta zufrieden. Das Lamm war schwer in Ordnung, für viele vielleicht einen Hauch zu rosa gebraten. Die Polenta cremig und mit intensivem Käsegeschmack. Das Gemüse im Prinzip gut, aber teilweise etwas zu al Dente, vor allem der Fenchel. Der Pinot Noir von ‚Weingut Leitner in Altenberg war am Anfang etwas zu kalt und daher ein bisschen zu flach, erwies sich aber später als kongenialer Begleiter.
Da meine beiden Nichten den Schrot bzw. Göttfried vor allem wegen der Dessertkarte lieben, durfte auch an diesem Abend die Nachspeise nicht fehlen. Mein Gattin und ich entschieden uns dabei für Altbekanntes, sie für eine Palatschinke mit Marillenmarmelade, ich für das Schokoladesouflée. Keine Frage, dass uns das gut geschmeckt hat. Dasselbe traf auch für unsere Freunde zu, die den Mohnstrudel bzw. die Creme Brulée gewählt hatten. Auf den Digestif wurde wegen des Heimwegs mit dem Auto verzichtet.
Mit zwei kleinen Schwarzen, einer Flasche Mineralwasser und etwas Trinkgeld belief sich die Rechnung für diesen Abend für 4 Personen auf € 250. Für relativ wenig Alkohol (z.B. nur eine Flasche Wein und kein Digestif) und nur drei Vorspeisen zwar beachtlich, aber durchaus noch im Rahmen. Bis auf die Wartezeit also ein absolut gelungener Abend, der ein Wiedersehen bzw. Wiederkommen garantiert. Und das in Kürze, weil ab 14. April gibt es eine neue Speisekarte!
Simone & Christian, die neuen Wirtsleute im Göttfried in der Linzer Hofgasse
Schmeckt genausso traumhaft, wie sie aussieht: Fenchel-Oilvenschaumsuppe
mit Steckerlsardine
Das muss erst einmal jemandem einfallen: Saltimbocca von der Bio-Kalbsleber