Jugoslawien-Trip

In den Grenzen der alten Monarchie

 

Wir, das heißt meine beiden Nichten, meine Gattin Monika und ich, waren mehrere Tage in Ex-Jugoslawien unterwegs. Wir haben dabei die drei Nachfolgestaaten Slowenien, Kroatien und Serbien bzw. deren drei Hauptstädte Zagreb, Belgrad und Laibach besichtigt. Da wir von einer donauschwäbischen Familie abstammen, die vor Kriegsende aus der Gegend von Belgrad nach Österreich flüchten musste, haben wir uns insbesondere auch unsere „Heimatstadt“ Ruma mit den beiden Elternhäusern sowie die nähere Umgebung – die zweitgrößte Stadt Serbiens Novi Sad samt der Festung Peterwardein - besonders genau angeschaut. Am Ende der Reise stand ein kurzer Bade-und Erholungsaufenthalt in Piran auf dem Programm, wo wir uns mit Freunden getroffen haben.

 

Vom kulinarischen Standpunkt haben wir nicht bzw. kaum improvisiert, sondern die meisten Restaurants über persönliche Empfehlungen und über den tripAdvisor ausgesucht und reserviert. In Zagreb war das zum Beispiel das „Mundoaka Street Food“ in der Petrjinska. „Essen mit Herz und Seele“ war angesagt. Ich würde eher sagen dass das kein Restaurant, sondern viel mehr nur ein Bistro ist, und dass es im tripAdvisor auf jeden Fall überbewertet wurde. Mc Donalds auf höchstem Niveau würde ich meinen. Große Portionen mit viel Salat, Sandwiches und Pommes bzw. Bratkartoffeln. Mit Chicken Wings, Burgern und Bruschetta, mit Leberpastete und Kaninchenragout. Und auch mit spanischem Flaschenbier und argentinischen Weinen. Der „Schanigarten“ mitten auf der Straße ist sehr schön, die Bedienung freundlich und kompetent. Hoffentlich nicht die Nummer 1 in Zagreb, aber sicher sehr in und allemal einen Besuch wert.

 

Ein absolut verrücktes Lokal war das „Lorenzo & Kakalamba“ in Belgrad, ein mit viel Liebe aber auch mit übertrieben viel Kitsch eingerichtetes Restaurant in der Cvijceva. Das Lokal hat angeblich zahlreiche Preise gewonnen, ich glaube allerdings mehr für die Ausstattung als für die Küche. Diese schwankt zwischen der Toskana (Florenz) und Süd-Serbien (Pirot). Die Speisekarte ist ein Buch (viel zu umfangreich) und bezieht sich immer auf Gegensätze oder Gemeinsamkeiten der beiden namensgebenden Regionen. So gibt es z.B. als Appetizer natürlich ein Carpaccio oder verschiedene Bruschette. Es gibt aber auch Florenz gegen Pirot, z.B. ein Teller mit Würsten aus beiden Regionen. Im Angebot finden sich alle erdenklichen Arten von Pasta und Pizza, von der Margherita bis zur Quattro Formaggi. Das Fleischangebot reicht von Huhn über Truthahn und Ente bis Schwein und Rind. Gebraten, gebacken, gegrillt, versteht sich, entweder à la Toskana (mit Gnocchi, Mozarella, getrockneten Tomaten, Ruccola, etc.) oder tradititonell Pirot (mit Minze, Kaymak-Käse sowie Rotwein- oder Trüffelsauce). Auch Fisch durfte da nicht fehlen, wenn auch die Auswahl eher bescheiden war. Alles gut, alles viel. Die Portionen waren so groß, dass leider kein Platz mehr für die Nachspeise geblieben ist. Das Angebot war nicht außergewöhnlich, nur die Art der Präsentation: Es wurde auf einer großen, schwarzen Tafel von Tisch zu Tisch getragen.

 

Den zweiten Abend in Belgrad verbrachten wir im Künstlerviertel Skadarlija, wo man ja bekanntlich nicht unbedingt zum Fine-Dining hingeht. Aber das Ambiente ist sehenswert, auch wenn die Künstler immer weniger und die Marktschreier immer mehr werden. Wir haben dort kräftige Suppen und große Stücke gegrilltes Fleisch, aber auch vernünftige Pasta, gegessen.

 

Überall hat alles geklappt, nur die Restaurantreservierung in Laibach erwies sich als Reinfall. Trotz schriftlicher Reservierungsbestätigung war im AS-Restaurant in der Copova Ulica in der Fußgängerzone eine Riesen-Party mit Musik im Gange, von einem romantischen Tisch bei Kerzenlicht keine Rede mehr. Wir flüchteten schnell, und fanden in einem netten Restaurant am Flussufer der Ljubjanica Zuflucht. Aber die Altstadt ist ohnehin so "putzig & cosy", dass man überall ein schönes Plätzchen findet. Und durch die „Open Kitchen“ am Freitag am Markt wurden wir mehr als entschädigt, obwohl der Appetit aufgrund des Frühstücks-Buffet im Hotel Lev nicht allzu groß war. Das Angebot war sehr vielfältig und mehr als verlockend, aber ein gebratenes Spanferkel oder ein Burek waren einfach nicht mehr drinnen. Zu der einen oder anderen süßen Köstlichkeit hat es dann gottseidank doch noch gereicht.

 

Bleibt last but not least noch Piran, wo wir im wunderschönen Hotel Bernadin – etwas außerhalb der Stadt – logiert haben. Wir haben in Piran meist zu acht zu Abend gegessen, immer in der Stadt. Zweimal eher touristisch (bei den Drei Witwen im Hafen und im Restaurant Verdi in der Altstadt), einmal eher einheimisch im „Pri Mari“ und einmal eher gehoben-fein in der „Bottega dei Sapori“ am Hauptplatz. Da waren das Essen und der Service mit Abstand am besten, aber auch etwas teurer als bei allen anderen. Das Angebot in Piran zeichnt sich aus durch kräftige klare und gebundene Suppen (vor allem die Tomatensuppe mit und ohne Reis), gute Pasta mit und ohne Trüffel, ausgezeichneten Fisch (gebraten oder gegrillt oder in der Salzkruste) und Meeresfrüchte gebacken oder gegrillt und manchmal sogar gefüllt, sowie gute und zarte Steaks. Auch die Nachspeisen sind köstlich und reichen von der Palatschinke bis zum Schokolade-Soufflé. Nur Tiramisu gibt es offensichtlich überall.

 

Ausgezeichnet auch die lokalen Weine, wobei wir meist dem weißen Malvasia zugesprochen haben. Nur zum Steak musste unbedingt ein Glas vom roten „Refosk“ her. Nasch dem Essen trinkt man hier nur ausnahmsweise eine Grappa, normalerweise ist es eher ein lokaler Slibowitz. Vergleicht man die slowenischen Grappe mit den italienischen, weiß man auch warum das so ist.

 

Bei der Stadtführung in Laibach haben wir ein deutsches Ehepaar getroffen, das immer Urlaub „an die Grenzen der alten K. & K. Monarchie" macht. In die alten bzw. ehemaligen Kronländer sozusagen. Vom kulinarischen Standpunkt ist man da in Slowenien, Kroatien und Serbien ganz gut unterwegs, kann ich ruhigen Gewissens bestätigen. Jetzt wissen sie auch, woher der Titel dieses Beitrages kommt……

 

 

Drei Witwen Piran 9.2015

 

Gute Stimmung und gutes Essen bei den Drei Witwen auf der "Fressmeile" im Hafen von Piran

 

Tagliatelle mit Shrimps und schwarzer Trüffel Piran 9.2ß15

 

Tagliatelle mit Shrimps und reichlich schwarzer Trüffel in der Bottega dei Sapori in Piran

 

Lorenzo und Kakalamba Belgrad 9.2015

 

Bei Lorenzo & Kakalamba in Belgrad werden schließlich alle Küchengeheimnisse gelüftet