Steirereck Wien

Steirereck Wien

Die Nummer 1 in Österreich

 

Wenn man vom Stadtpark kommend das Steirereck sieht, glaubt man eher auf ein modernes Museum oder eine Galerie gestoßen zu sein. Aber auch an einem Tag mit schlechterem Wetter sieht man durch die großen Glasscheiben bereits die gedeckten Tische.

 

Wir sind mit dem Zug früh und ohne Frühstück von Linz weggefahren und haben den Vormittag für einen Besuch in der Albertina genützt. Dementsprechend müde und hungrig sind wir bei unserem Gastgeber eingelangt. Der Empfang war überaus freundlich, der Tisch sehr gemütlich und der Aperitif und die Speisekarte ließen nicht sehr lange auf sich warten. Obwohl ich eigentlich so moderne Restaurants gar nicht so gerne mag – und das Steirereck gehört nach seinem Umbau zweifellos zu diesen – habe ich mich vom ersten Augenblick an wohlgefühlt. Dazu hat natürlich auch das aufmerksame, sehr freundliche und unkomplizierte Servicepersonal ganz wesentlich beigetragen.

 

Das Amuse Bouche aus der Küche war schnell auf dem Tisch, und es gab zwei wesentliche Überraschungen: Erstens waren es mehrere Grüße, wie zB. drei verschiedene Sorten Butter, eingelegte, auf Sesam geröstete Pilze, Kräuternesterl oder Stangensellerie-Sticks, und zweitens kam der Mann mit dem Brotwagen. Mit einer Seelenruhe erklärte er sein Angebot von an die zwanzig Brotsorten, vom Blunznbrot über das rote Nußbrot bis zum Ciabatta und Focaccia. Er verteilte seine Köstlichkeiten auch sehr großzügig, und er kam in regelmäßigen Abständen wieder.

 

Aber nun zum eigentlichen Essen. Das Mittagsangebot besteht aus vier Blöcken: Vorspeisen, erster Gang, Hauptgericht und Desserts. Dazu gibt es dann noch Käse aus der eigenen Meierei. Wenn man überall nur kleine Portionen nimmt, kann man sich schön durchessen, aber anstrengend ist es allemal. Ich habe mich bei den Vorspeisen – neugierig wie ich bin – für einen Wildschein-Kopf mit Purple Haze Karotten, Ananas, Radiccio & Buchweizen entschieden. Ein gepöckelter, gekochter und gesulzter Wildschweinkopf mit Ananas-Succo, mariniertem Stangensellerie, fermentiertem Karottensaft und knusprigen Buchweizen. Eine gute Entscheidung, auch wenn es eigentlich nur eine hauchdünn aufgeschnittene und wunderschön garnierte Wildschweinkopfsulz war. Meine Gattin hat sich für Paprika & Melone mit Topinambur, Venusmuscheln & Olivenkraut, entschieden. Eingelegte, gegrillte gelbe Paprika und gebratene Zuckermelone, dazu mit Macademianuss geschmorte Topinambur, gekochte Venusmuscheln, roh marinierter Paprika und Zuckermelone. Sehr leicht und alles sehr stimmig, aber mit etwas wenig Geschmack. Die Altwiener Hochzeitssuppe unseres Gastgebers mit Leberknödel und Grammelstangerl habe ich nur über den Tisch hinweg gesehen, aber nicht gekostet.

 

Als ersten Gang wählte ich die in Nussbutter gebratene Äsche, mit einer gegarten und glacierten Goldrübe. Dazu Götterfrucht Créme mit Krensucco, gedörrte Götterfrucht, Vogerlsalat, Salzkapern und Schalotten-Kapern Buttersaft. Es hat alles gepasst, aber in diesem Fall könnte vielleicht weniger auch wieder mehr sein. Natürlich die Bestandteile und nicht die Menge betreffend. Unser Gastgeber und meine Gattin konnten dem Kalbs-Beuschl mit gedämpftem Schnittlauch-Knödel nicht widerstehen. Diese typische Wiener Spezialität mit allem was dazugehört und begleitet von einem flaumigen und dottergelben Knödel war einfach köstlich!

 

Womit wir schon beim eigentlichen Hauptgang gelandet wären. Ich möchte diesmal bei meiner Gattin beginnen, die sich einem Milchkalb mit Fenchel, Schwarzwurzel und Physalis zuwandte. Das zart geschmorte Schulterblatt vom Milchkalb wurde begleitet von gebratener Schwarzwurzel & Fenchel, Champignons, gedörrten Physalis, gelben Datteln und Pfefferoni. Daran war aber schon gar nicht auszusetzen. Mein Gastgeber und ich entschieden uns für ein Ziegenkitz mit jungen Erbsen, Bärlauch und Morcheln. Das geschmorte Kitzerl wurde von Jungzwiebeln, Erbsenschoten, Bärlauch, gedämpften Morcheln und einer Morchelschnitte kongenial begleitet. Besser geht´s nicht, möchte ich dazu nur sagen.

 

Noch ein Wort zu den Desserts. Meine Mohnnudeln wurden nicht nur sehr originell angerichtet bzw. serviert, sondern schmeckten auch hinreißend. Dazu gab es gehobelte Pistazien und Zwetschkenröster-Eis. Meine Gattin ist ein Milchreis-Fan und kam bei ihrem Milchreis-Soufflé mit rosa Rhabarber & Sauerampfer voll auf ihrer Rechnung. Eine wundervolle Kombination mit gedörrtem und eingelegtem Rhabarber, gedörrten und eingelegten grünen Trauben und Sauerampfer-Sorbet. Und zum sehr nett servierten Kaffee dann noch ein Abschiedsgruß aus der Küche. Wieder nicht einer, sondern gleich mehrere Grüße, wie zB. gebackenen Apfelringe oder verschiedene, kleine Puddings.

 

Zu den Getränken ist zu sagen, dass die Auswahl gigantisch ist. Das geht von einem soliden Aperitif-Angebot über eine überdimensionale Weinkarte bis zu herrlichen Digestifs. Nachdem es erst Mittag war und wir noch einiges vorhatten, haben wir uns vornehm zurückgehalten. Zwei Mode-Aperitifs, eine Flasche guten Rieslings und zwei Gläser vom offenen Blaufränker sind es dann doch geworden. Dazu zwei Espressi und eine Flasche Mineralwasser. Womit wir bei der Rechnung wären, die sich für drei Personen letztlich auf etwas über 400 € belaufen hat. Ich finde das Preis-Leistungsverhältnis durchaus in Ordnung und würde jederzeit gerne wiederkommen. Insbesondere wenn ich bzw. wir wieder eine so nette Einladung bekommen würden.

 

Was mir besonders gefallen hat:

- Das „Schaufenster“ zur Küche, durch das man den Köchen bei ihrer Arbeit auf die

  Finger schauen kann

- Die Kärtchen mit der Beschreibung des Gerichtes für jeden Gang, die man auch mit nach

  Hause nehmen kann

- Der „Brotsommelier“ mit seinem Brotwagen

- Der Lift in den Keller beim unvermeidlichen Weg zu den Toiletten

 

Was mir nicht so gut gefallen hat:

- Die mangelnde Bereitschaft zur Flexibilität beim Kombinieren der Menu-

  Zusammenstellung. So war es nicht möglich, ein einzelnes Gericht aus dem Angebot für

  die mehrgängigen Menus (in unserem Fall wäre es eine Ziegenkitz-Leber gewesen) zu

  bestellen

- Der nachdrückliche Wunsch der Chefin, bei der Bestellung auch gleich die Nachspeise mit zu

  bestellen. Da warte ich normalerweise schon gerne auf meine „Befindlichkeit“ nach dem

  Essen (worauf habe ich noch einen Gusto und wieviel hat eigentlich noch Platz?)

 

Waller kleine

 

Gebratene Äsche mit glacierter Goldrübe, Götterfrucht, Kapern & Kren und Vogerlsalat

 

Milchkalb klein

Geschmortes Schulterblatt vom Milchkalb mit Fenchel, Schwarzwurzel & Physalis

 

Mohnnudeln klein

Gekochte Mohnnudeln mit geröstetem Waldviertler Graumohn und Zwetschkenröster-Eis

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