AmPlatz in Asten

AmPlatz in Asten

So gut wie keine Fehler gesehen

Nicht nur aufgrund der Schreibweise des Namens denkt man bei diesem Lokal unwillkürlich an einen Fehler. Und auch Asten ist ja nicht unbedingt eine für seine Kulinarik bekannte Gemeinde. Dazu kam noch die bei ausgesprochenem Schlechtwetter - ein rabenschwarzer, verregneter Abend mit viel Verkehr auf der Autobahn - einigermaßen beschwerliche Anreise. Aber im Nachhinein waren wir übereinstimmend einer Meinung: Wir haben mit der Auswahl dieses Restaurants für unser vorweihnachtliches Abendessen absolut keinen Fehler gemacht.

Schauküche im Lokal Gedeck

Eine der vielen Überraschungen in Asten: Die Schauküche im Lokal      Beim Gedeck ist vielleicht noch Platz nach oben 

Das „AmPlatz“ ist leicht zu finden: Erstens ist Asten ja nicht besonders groß, und zweitens liegt es wirklich direkt am Marktplatz. Beim Eintritt scheint es eher saalähnlich" und modern bzw. trendy zu sein. Wenn man aber einmal an seinem Tisch Platz genommen hat, wirkt es viel gemütlicher. Es spielt sich alles in einem Raum ab, in dem sogar eine Schauküche untergebracht ist. Zum Aperitif hatte ich bereits Glück, ich hatte nämlich ein herb-frisches Reininghaus Jahrgangspils geordert. Damit ließ sich die durchaus interessante Speisekarte dann schon in Ruhe studieren, noch dazu wo ein eingermaßen akzeptzables Gedeck serviert wurde. Unter den Vorspeisen findet man nämlich - natürlich als kleinere Portion - auch das eine oder andere Hauptgericht, wie z.B. den gegrillten Oktopus oder die Miesmuscheln in Weinsud. Daneben gibt es noch ein Beef Tatar vom irischen Hochlandrind und eine sehr interessante Salsa. Das Suppenangebot ist eher bescheiden, neben einer Rindsbouillon mit Frittaten gibt es nur noch eine getrüffelte Maronicremesuppe. Wir wählten das Beef Tatar mit Wachtelei, Sardellencreme, Oliven, Kresse, gesalzener Butter und Lauchasche, und waren damit rundherum zufrieden. Wir wurden uns nur nicht ganz einig, ob das dazu servierte selbstgebackene Weißbrot getoastet war oder nicht, aber fragen wollten wir das dann auch nicht. Ich persönlich wählte den kleinen, 17 Stunden sous-vide gegarten Oktopus mit Gemüse Bulgur und Tomatenessenz. Der Ruf, der diesem Gericht vorausging, erwies sich als durchaus gerechtfertigt. Ein bisschen enttäuscht war ich vom dazu gewählten Wein, einem Riesling 2016 von F.X. Pichler, der nicht nur alt aussah, sondern ebenso schmeckte. Deutlich besser war ein Gemischter Satz vom Mayer am Pfarrplatz.

 Kleiner Oktopus Beef Tatar 2

Vorspeisenparade: Der kleine Oktopus sous vide und das Beef Tatar mit viel Fantasie, Wachtelei und Sardellencreme

Bei den Hauptspeisen fiel uns die Auswahl auch nicht wirklich schwer. Erstens ist das Angebot zwar abwechslungsreich, aber durchaus überschaubar. Und zweitens hatte jeder von uns relativ fixe Vorstellungen. Mein Freund und „Einlader“ hatte sich schon zuhause beim Studium, der Speisekarte im Internet auf Miesmuscheln in Weißweinsud mit Creme fraiche, feinen Kräutern und Weißbrot festgelegt. Die Muscheln waren grundsätzlich gut, aber schon beim Servieren relativ kalt. Darüber hinaus fehlte die Sauce, sodass das dazu servierte Weißbrot vollständig übrig blieb. Der Preis dieses Gerichtes ist aber unglaublich günstig, es wird um € 12,50 angeboten. Der gegrillte Oktopus war klarer Weise auch als Hauptspeise um € 18,70 sehr gut. Meine Gattin hatte sich für das Huhn Tandoori entschieden. Der Name kommt aus dem indischen, und zwar sowohl von der typischen Gewürzmischung als auch von der Bezeichnung des Backofens. Dabei handelte es sich um ein mit Tandoori gegrilltes Maishendl Supreme - ein Bruststück mit Haut und Oberknochen vom Flügel, das sich durch seine Formgebung perfekt anrichten lässt, da es nur einen kleinen Knochen hat - mit Bulgur, Gemüse, gegrillter Zucchini, gegrillte Kaki und Pflaumenglace. Ich habe natürlich gekostet und konnte dem Hähnchen einiges abgewinnen, dem Bulgur mit dem Gemüse eher weniger. Mit € 18,70 war das Preis-Leistungsverhältnis in Ordnung. Mein Hauptgericht war tadellos, aber auch mit Abstand das teuerste. Ich hatte aus der kleinen Steakauswahl das „Surf´n Turf gewählt“. Das war ein 170 g Filetsteak mit einer feinen Garnele, Kartoffel-Pastinaken Gratins und Schmorgemüse. Das Steak so zwischen medium und medium-well, das Fleisch vom irischen Hochlandrind zart und innen noch leicht rosa, gewürzt nur mit Meersalz und etwas frisch gemahlenem Pfeffer, um den Eigengeschmack zu erhalten. Dazu ein gutes Glas St. Laurent vom Netzl, an dem es ebenfalls nichts auszusetzen gab.

Surn Turf Huhn Tandoori

Das Surf´n Turf medium-well von der Steakkarte und das mit Tandoori gegrillte Maishendl Supreme´mit Bulgur und Gemüse

Die Auswahl an Nachspeisen war - sagen wir es höflich – überschaubar, zwei von den insgesamt drei angebotenen Desserts haben wir probiert: Das Tartufo di Pizzo, eine italienische Eispraline, und „Die Maroni“, ein Maronipüree mit Ringlottenmousse, marinierter Birne und Schlagobers. Tartufo di Pizzo ist eine italienische Eisspezialität, die den Trüffelpralinen nachempfunden ist und ihren Ursprungsort in Pizzo (Kalabrien) hat. Das traditionelle Tartufo-Eis wird aus Nuss- sowie Schokoladeneis hergestellt, welches mit einer Schokoladensoße gefüllt (danach wird es eingewickelt und in den Gefrierschrank gelegt) und vor dem Servieren in einer Mischung aus Kakaopulver und Zucker gewälzt wird. Die Portion war beachtlich groß und wurde mit Zimt-Espuma serviert. Für eine Espuma (Spanisch für „Schaum“) wird eine flüssige Speise mittels einer mit Kohlenstoffdioxid gefüllten Kapsel in einem Sahnesiphon aufgeschäumt. Wer hätte gedacht, dass wir in Asten auf Molekularküche stossen würden! Dagegen hatte das ebenso gute aber viel weniger spektakuläre Maronipüree natürlich nur eine geringe Chance.

Tartufo di Pizzo Maronipüree

      Wie ein Segel im Wind: Eispraline Tartufo di Pizzo                  Weniger spektakulär aber auch sehr gut: Maronipüree

Ich bzw. wir waren eingeladen, und ich habe die Gesamtrechnung daher nicht gesehen. Aber ich und auch Sie können sich gerne die Speisekarte des Lokals auf der Homepage anschauen. Für Asten ist das Restaurant eigentlich relativ teuer. Für die gebotene Qualität und für den tadellosen Service stimmt das Preis-Leistungsverhältnis aber wieder. Und vor allem: Hier wird mit viel Fantasie, Kreativität und auch Liebe gekocht. Daher hat uns das „AmPlatz“ sicher nicht das letzte Mal gesehen!

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