Weinreise nach Friaul

Weinreise nach Friaul – Julisch Venetien

 

Das Land der drei großen Genüsse: Käse – Schinken - Wein

 

Natürlich gibt es landschaftlich schönere Gebiete. Und es gibt auch bessere und berühmtere Weinregionen. Und gut essen kann man auch bald irgendwo. Und man muss nicht immer weit fahren, um ein lohnendes Reiseziel zu erreichen. Aber gibt es das alles in einer einzigartigen Kombination? Ein Gebiet mit Geschichte und Traditionen, wo noch dazu drei oder besser gesagt vier Sprachen gesprochen werden, und wo ebenso viele Kulturen und damit Esskulturen aufeinander prallen? Eine Region mit Bergen und Almen, mit Speck und mit Käse, und dem Meer mit seinen Schätzen, mit Fischen und Garnelen? Und wo uns wir Österreicher sehr wohlfühlen, obwohl dort insbesondere im 1. Weltkrieg blutige Schlachten geschlagen wurden?

 

Diese Region gibt es in Italien (fast) vor unserer Haustüre. Sie heißt Friaul-Julisch Venetien und hat knapp 8.000 km² und etwa 1,23 mio Einwohner. Hauptstadt ist die Hafenstadt Triest, die mit 200.000 Einwohnern etwa die Größe von Linz hat. Und von Linz waren wir - und damit meine ich unsere jährliche 50 iger -Weinrunde - in gut 4 Stunden bei der Grenze in Tarvis. In einer weiteren Stunde gelangten wir an unser erstes Etappenziel, das dem ersten der drei großen Genüsse des Friaul gewidmet war, nämlich dem Montasio-Käse. In der Latteria Malga Montasio wurde dieser berühmteste friaulische Käse verkostet, und zwar in Forme einer Jause mit reichlich Prosciutto, aber auch verkocht mit Pasta. Das „Fricco“ haben wir uns für später aufgehoben.

 

Gewohnt haben wir die insgesamt 5 Tage im Agriturismo Scaccapensieri in Buttrio, etwa 25 Fahrminuten von Udine entfernt. Dieser revitalisierte Bauernhof liegt auf einem Hügel inmitten der Weinberge und wurde von der Winzerin Marina Danieli zu einem Gasthof mit sieben Zimmern und einem Restaurant umgebaut. Unweit des Landgutes und eines weiteren Gästehauses mit Spa liegt übrigens der weltbekannte Industrieanlagenbaubetrieb Danieli, Konkurrent von Siemens-VAI und Lieferant der voestalpine Stahl. Auf dem Landgut hatten wir unsere einfachen Zimmer mit Balkon, und von hier aus haben wir auch unsere täglichen Besichtigungstouren unternommen. Hier gab es unser kleines, tägliches Frühstücksbuffet und wir haben wir auch zweimal köstlich zu Abend gegessen. Und hier haben wir nach Rückkehr von unseren Touren unseren täglichen „Schlummertrunk“ eingenommen.

 

Und damit wären wir auch schon beim zweiten der drei großen Genüsse des Friaul, nämlich beim Wein. Neben einer kleinen Weinbergführung samt Verkostung mit Frau Danieli, einem eher „trockenen weil vormittäglichen Besuch der Vinothek in Cormons, und einer kleinen Führung samt Verkostung beim Gastronomen und Winzer Davino Meroi, hatten wir eine unvergessliche und ausgiebige Verkostung im Weingut Komjanc in San Floriano an der Weinstraße. Dieser Familienbetrieb direkt an der slowenischen Grenze - und insbesondere die Hausherrin Raffaella - verstanden es perfekt, Gastfreundschaft mit Qualität zu verbinden. Nach einem kleinen Rundgang durch Weinberge und Keller kamen wir zum Höhepunkt unserer gesamten Reise: Der Weinverkostung. Diese fiel sehr ausgiebig aus, begleitet von zahlreichen „Leckerbissen“ vom Prosciutto und Käse über ein Focaccia mit Oliven bis zu kleinen Süßigkeiten. Wir begannen mit einem hauseigenen Frizzante (Alexius), und arbeiteten uns dann durch die zahlreichen Weißweine vom Friulano (dem ehemaligen Tocai) über den Sauvignon Blanc und den Malvasia bis zum Pinot Grigio. Dann dasselbe nochmals für die Rotweine, vom Merlot über den Cabernet Franc bis zum Schiopettino. Und ganz zum Schluss, zum Dessert sozusagen, noch einen sündhaften Schluck vom Picolit. Wir haben diese Verkostung und die gute Betreuung wirklich genossen, und auch dementsprechend eingekauft. Des Weiteren haben wir die Gelegenheit genutzt, einen kleinen touristischen Abstecher auf die slowenische Weinstraße zu unternehmen.

 

Womit wir schon beim letzten der großen Genüsse wären, nämlich beim Schinken von San Daniele. Natürlich waren wir bei einem Schinkenproduzenten – in unserem Fall beim Familienbetrieb DOC D´ALLVA - und haben ihn besichtigt und ausgiebig verkostet. Ich möchte den letzten großen Genuss jedoch ein bisschen breiter anlegen, und auf das Essen insgesamt ausdehnen. Wir haben im Friaul ganz ausgezeichnet und exklusiv gespeist, wie z.B. gleich am ersten Abend (Donnerstag) im Al Monastero in Cividale, am Samstag in unserem Restaurant am Bauernhof Scaccapensieri oder am Sonntagmittag bei David Meroi im Al Parco in Buttrio. Wir haben auch einfach und trotzdem köstlich gegessen, z.B. Freitagmittag in einer Osteria mitten im alten Triest oder am selben Tag am Abend in einer Osteria in Udine. Wir haben geschwelgt in Antipasti, in Pasta und Risotto, Fisch und Meeresfrüchten, Fleisch nicht nur vom Fogolar, und manchmal auch im einen oder anderen Dolce. Von den ganz typischen Gerichten des Friaul haben wir wie schon erwähnt den Montasio-Käse und den Prosciutto von San Daniele verkostet. Natürlich auch die Cjarsons, die berühmten gefüllten Teigtaschen und das Fricco. Und von den Süßigkeiten haben wir u.a. den guten Nuss-Rosinen-Kuchen (Gubana) - natürlich mit Slivowitz – probiert. Und aus dem Süden haben uns die panierten Sardinen und die Fischsuppe gut geschmeckt. Von der für Julisch Venetien typischen Küche haben wir uns an einen gut gegrillten Branzino oder an Calimari gehalten.

 

Wenn sie mehr über diese Region, vor allem über ihre Küche, ihre Weine und ihre Restaurants erfahren wollen, kann ich ihnen einige Bücher empfehlen, die ich zuhause habe. Da wäre zunächst „Genießen in Friaul - die besten Adressen zwischen Bergen und Meer, von Silvia Trippolit-Maderbacher. Dann „Friaul - Julisch Venetien – Sieben köstliche Reisen“ von Peter Lexe und Ferdinand Neumüller. Weiters „Traumstraße der Genüsse - Von Venedig nach Triest“ von Christoph Wagner und Kurt-Michael Westermann. Und last but not least die Liebeserklärung des Kriminalautors Veit Heinichen an seine Wahlheimatstadt „Triest - Stadt der Winde“. Versteht sich von selbst, dass in den Büchern auch jede Menge köstlicher Rezepte enthalten sind!

 

Ich hoffe, ich habe ihnen jetzt Appetit gemacht. Auf eine kleine Reise nach Friaul oder zumindest auf eine Spezialität aus dieser Region!

 

Montasio kl. 6.2015

 

Au der Alm hat alles angefangen: Mit einer Jause in der Latteria Malga Montasio

 

Weinkost kl. 6.2015

 

Ein Höhepunkt unserer Reise: Weinverkostung und -einkauf bei Familie Komjuanc

 

Al Parco kl. 6.2015

 

 

Kulinarisch vom Feinsten: Degustationsmenu und Weinprobe im Al Parco in Buttrio

 

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