Die Donauwirtinnen: Ein Erlebnis der besonderen Art

 

Ein altes Restaurant mit neuem Koch

 

Eigentlich sind wir ja nicht wegen der Einrichtung hingegangen. Beschrieben wird das Restaurant der beiden Donauwirtinnen Julia Oswald und Tanja Oberberger als „entzückendes Lokal im Shabby Stil“ (siehe Foto). Das klingt zwar gut, sieht meiner Meinung nach aber nicht besonders gut aus. Also habe ich „Shabby-Stil“ gegoogelt und bin draufgekommen, dass diese Bezeichnung von schäbig, marode, heruntergekommen, etc. stammt. Das trifft die Sache ganz gut, meine ich. Die Inneneinrichtung sieht nämlich wirklich aus wie eine Mischung aus Erbstücken, Flohmarktkäufen und Selbstgemachten. Und den Wänden würde ein Neuanstrich auch nicht schaden.

 

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Einen Besuch durchaus wert: Die Donauwirtinnen in der Webergasse in Alt-Urfahr mit ihrem neuen

Koch Georg Friedl

 

Nein, hingegangen sind wir eigentlich wegen des Essens und vor allem wegen Georg Friedl (siehe Foto), der seit Mitte November bei den Donauwirtinnen in der Küche steht, und den wir schon seit geraumer Zeit – schon lange vor seinem Engagement im Salzamt – kennen und schätzen. Friedl mit seiner einschlägigen Vergangenheit passt gut zur Philosophie des Lokals, nämlich Grundprodukte aus dem direkten Umfeld, d.h. vorzugsweise aus dem Mühlviertel, zu verwenden. Und das auf einem kulinarisch sehr hohen Niveau, schließlich hatte sein Vorgänger das Lokal im A La Carte bereits auf Sterne-Niveau gebracht. Also, würde der gelernte Österreicher sagen, schaun wir mal…...

 

Der reservierte Tisch war für 4 Personen viel zu klein, aber wir haben anstandslos einen größeren erhalten. Wie überhaupt der Service zwar nicht perfekt, aber sehr höflich und flink war. Da es draußen einigermaßen kalt war, starteten meine Frau und unser gemeinsamer Freund Wolfgang mit einer „Frostschutzsuppe“, in diesem Fall mit einer Gemüse-Grießsuppe. Beide waren ebenso zufrieden wie Freundin Judith mit ihrem knackigen Gemüse in Essig und Öl. Ich entschied mich trotz einiger Bedenken - v.a. gegen den schwarzen Rettich - für ein Karpfenverhackertes mit Leindottercreme, eingelegtem schwarzen Rettich und Röstbrot. Meine Bedenken waren schnell ausgeräumt, es schmeckte ausgezeichnet (siehe Foto).

 

Karpfenverhackertes 2

Ein tolles Angebot von der Vorspeisenkarte: Karpfenverhackertes

mit Leindottercreme, eingelegtem schwarzen Rettich und Röstbrot

 

Bei den Hauptspeisen wählten wir dreimal aus dem Tagesangebot, und einmal Flammkuchen. Den (letzten) faschierten Hirschbraten von der Mittagskarte mit Jägersauce (was immer das war) und Cremepolenta verzehrte mein Freund Wolfgang mit großem Vergnügen. Schon weniger Vergnügen hatten wir mit den Filetspitzen mit Nudeln, Pilzen und Speck (siehe Foto). Die waren eindeutig zu sahnelastig und lagen mir sehr lange im Magen. Die kleine Ausgabe des Flammkuchens mit Speck und Lauch war leicht und geschmacklich in Ordnung, also für das Abendessen ideal. So war dann bei (fast) allen noch Platz für eine Nachspeise und Kaffee. Die beiden gewählten Kuchen - einmal Schoko-Brownie mit Schlagobers (siehe Foto) und einmal besoffener Kapuziner - waren ausgezeichnet. Das behauptete zumindest meine Gattin auch von ihrer Joghurtcreme mit Heidelbeerröster. Ich fand die Präsentation im Glas eigentlich besser als den Inhalt.

 

 

Filetspitzen 2  

Leider etwas zu üppig geraten: Die Filetspitzen mit Nudeln,

Pilzen und Speck

 

 

Zum Schluss noch zu den Getränken und zur Rechnung. Das Getränkeangebot scheint mir „übersichtlich“, aber es ist qualitativ in Ordnung. Vom Freistädter Bio-Zwickel und vom Bio-Frizzante am Anfang, über den offenen Grünen Veltliner um 3,90 je Achterl bis zum Espresso um 2,40 am Ende war alles okay. Und die Rechnung mit insgesamt € 114.- für 4 Personen zeugt von einem ausgesprochen guten Preis-Leistungsverhältnis. Ich glaube daher, dass wir doch wieder herkommen werden, zu den Donauwirtinnen. Vielleicht an einem lauschigen Sommerabend, um die lokalen Köstlichkeiten im gemütlichen Gastgarten zu geniessen!

 

Schoko Brownie 

Den süßen Abschluss keineswegs bereut: Der Schoko-

Brownie mit Schlag                                                                                                                

Geburtstagsmenu zu Georgs 65iger

 

Ein kleiner „Runder“

 

Das Geburtstags-Mittagessen für die und mit der Familie erforderte doch einige Vorbereitung und einigen Aufwand. Außerdem muss ich bei der Zusammenstellung der Speisen ja Rücksicht auf meine Vegetarierin und meine Gemüse-LiebhaberInnen nehmen. Ich habe daher den Großteil der Vorbereitungen bereits am Samstag erledigt, und am Sonntag dann bis Mittag nur mehr das "Finish" gemacht. Wir haben uns an folgendem Menu delektiert:

 

Aperitif

 

Bubbles Secco Rosé, Weingut am Berg, Mittelberg, Kamptal

 

Schwarzwurzelsuppe mit Kresse und Hühnerleber

Würde selbst in Schuhbecks "teatro" eine gute Figur machen:

Die Schwarzwurzelsuppe mit frischer Kresse und Hühnerleber

 

 

Vorspeise

 

Schwarzwurzelcremesuppe wahlweise mit gebratener Hühnerleber

Gelber Muskateller 2015 vom Sax/Langenlois

 

Rehragout mit Tagliatelle

Ein Rehragout-Rezept mit Champignons und viel Gemüse

 

Hauptspeise

 

Rehragout mit Tagliatelle

 

Fenchel-Orangen-Risotto

 

mit Endivien-, Kraut- und Gurkensalat

 

Barbareso 2008 DOCG, Prunotto, Alba,

Piemont Zweigelt 2013, Weinbau Schweifer, ‚Eisenstadt, Bgld.

 

Fenchel Orangen Risotto

Ein Traum nicht nur für Vegetarier: Fenchel-Orangen-Risotto

 

Nachspeise

 

Mascarpone-Schnitten mit Himbeeren

 

Henkel Sekt halbtrocken

 

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Eine süße Köstlichkeit, die man - mit Ausnahme der Frucht-

sauce - bereits am Vortag zubereiten kann

 

Die Schwarzwurzelcremesuppe und das Fenchel-Orangen-Risotto Rezept stammen von meinem Wurzelgemüse-Shooting, über das ich ja seinerzeit ausführlich berichtet habe. Die Idee mit der frisch gebratenen Hühnerleber als Einlage - für den, der das will - habe ich in einer der letzten Kochsendungen von Andi und Alex gesehen. Das Rezept für das Dessert stammt von "Essen & Trinken" aus dem Internet und heisst dort "Mascarpone-Schnitten mit Heidelbeeren". Ich hatte aber tiefgefrorene Himbeeren zuhause, also habe ich einfach die Fruchtsauce gewechselt. Und die Hauptspeise schließlich wurde nach einem Rehragout-Rezept aus dem Weltbild-Kochbuch "Dr. Oetker - Wild" zubereitet. Ich habe übrigens weder beim Risotto noch beim Ragout auf den Wein verzichtet. Inzwischen besorge ich mir alkoholofreien (de-alkoholisierten) Weiß- , Rosé und Rotwein bei Wein & Co.

 

Alles hat prächtig geschmeckt, daher sollte man eigentlich alle Rezepte veröffentlichen. Ich habe mich entschieden, dies  zunächst einmal mit dem Risotto-Rezept zu tun!

Teatro – eine Dinner-Show für Herz und Gaumen

 

Letzte Woche waren meine Gattin und ich in Schuhbecks Dinnershow „Teatro“ im Spiegelzelt in der Linzer Tabakfabrik. Es war das Weihnachtsgeschenk meiner Frau für mich, und so hatten wir die besten Karten (Kategorie Deluxe, direkt an der kleinen Drehbühne in der Mitte des Zeltes, Mo-Do um € 86,50/Person), auf Tuchfühlung mit den Sängern und Artisten sozusagen, das reguläre, viergängige Menu mit zusätzlich zwei Getränkegutscheinen á 20 € und das Programmheft für die Show „Herzstücke 2016/2017). Nur die Erinnerungsfotos – sofern man welche mitnehmen wollte, waren extra zu bezahlen (und mit € 10.-/Stk. alles andere als preiswert).

 

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Nachdem dies ja eine Homepage für Hobbyköche, Gourmets und sonstige Genießer ist, zunächst zum Essen. Gleich vorweg gesagt: Nur deswegen bräuchte man nicht in diese Show kommen, das 4-Gang Menu um € 45,50 sieht sehr gut aus, schmeckt aber teilweise nur so. Aber das möge jeder selbst beurteilen, die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und das ist gut so. Die vier Gänge des regulären Menus waren:

 

- Vorspeise: Tatar von der geräucherten Forelle , dazu gebeizten Alpenlachs mit bunten Rüben und Kren

- Zwischengericht: Cremesuppe von Muskat- und Butternusskürbis mit Ingwer, Honig und Chili, garniert mit Kürbiskerncroutons und Kernöl

- Hauptspeise: Rosa gebratenes Filet vom Almochsen mit Erdäpfel-Petersilienpüree, geschmorten Honigkarotten und Portweinjus

- Nachspeise: Lebkuchensoufflé mit eingemachten Zwetschgen, dazu Eis von der LInzertorete und Gühweinschaum

 

 

 

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Die Vorspeise zwar hübsch anzusehen, aber nicht viel dahinter, viel besser die Kürbiscremesuppe

 

Nachdem das gesamte Spektakel von 19.30 h bis fast 23.30 h gedauert hat, gestaltete sich der Ablauf so: ½ - ¾ Stunde Show, dann wurde ein gangserviert, dann wieder ½- ¾ Stunde Show, dann der nächste Gang, u.s.w. Überfressen konnte man sich dabei also nicht, und das nicht nur wegen der Pausen, sondern auch wegen der Größe der Portionen.

 

Die Vorspeise war meiner Meinung nach zu vernachlässigen, die Forelle war wahrscheinlich ebenso wie der Lachs aus einem klaren Alpenbächlein. Beide hätten wegen ihrer bescheidenen Größe eigentlich noch gar nicht gefangen werden dürfen. So dominierte das rohe, weitgehend geschmacklose Gemüse. Bei der Kürbissuppe – bei Schuhbeck natürlich mi dem unvermeidlichen Ingwer und mit Chili - gab es wirklich nichts zu meckern. Das Filet vom Almochsen war bestens, sowohl von der Fleischqualität als auch vom Garpunkt her einfach perfekt. Vom Püree hätte ich persönlich mir ein bisschen mehr Geschmack gewünscht und der Portweinjus hat leider nur eine sehr kurze Bremsspur auf dem Teller hinterlassen. Gut wenn auch etwas zu advent- bzw. weihnachtlich das sehr lebkuchen-lastige Dessert. Nach einem Pfiff Bier habe ich dann zweimal Wein bestellt, mir aber leider die Herkunft nicht gemerkt. Der offene Riesling zur Vorspeise war jedenfalls perfekt, etwas weniger gut hat mir der Blaufränkische zum Almochsen-Filet geschmeckt.

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Beide Gänge durchaus in Ordnung: Das rosa gebratene Almochsenfilet und das sehr weihnachtliche Lebkuchensoufflé

 

Beim Menu konnte man zum selben Preis zwischen dem oben beschrieben regulären Menu auch ein vegetarisches, ein veganes, oder ein Zwergerlmenu wählen, was bei uns zwei Tischnachbarn auch taten. Beim vegetarischen und beim veganen Menu wurden als Hauptspeise z.B. Steinpilz-Polenta-Tascherl mit Ruccola und Trüffelschaum angeboten, beim Zwergerl-Menu ausgelöstes Backhenderl mit Kräuterkartoffeln.

 

Abschließend noch ein paar Worte zur Show, die im Wesentlichen aus drei Elementen besteht: Aus einem bzw. zwei gut miteinander eingespielten Conférenciers (Georg Schießl und Danielo), einer schwungvollen, wandlungsfähigen und sehr professionellen Gesangstruppe (den Singing Waiters), und einer bunten Schar ausgewählter, internationaler Artisten, darunter einige wirkliche Ausnahmekönner. Und das alles auf kleinstem Raum, nämlich au feiner Scheibe mit vielleicht 3-4 m Durchmesser in der Mitte des Spiegelzeltes. Ich möchte jetzt nicht den einen oder anderen herausstreichen oder kritisieren, sondern alle pauschal loben, denn wir haben uns köstlich amüsiert, viel applaudiert und keine Sekunde gelangweilt.

 

Ich war schon bei verschiedenen Dinner-Shows, vor vielen Jahren im Palazzo in München bei Eckart Witzigmann, und später dann in Wien bei Reinhard Gerer. Ich kann nur sagen: Das derzeit noch bis 22. Jänner 2017 in Linz laufende Teatrovom Schuhbeck (www.teatro-linz.at) verdient ihren Besuch!

 

Georg Empfehlung

Gehen Sie ins Teatro, nicht nur des Essens wegen - es ist ein Gesamtkunstwerk!

Der Reif in Staudach: Liebe auf den zweiten Blick

 

Mehr als ein halbes Jahr ist seit unserem ersten Besuch im Landgasthaus Reif in Staudach/Alkoven vergangen. Damals war es ein lauer Sommerabend im Gastgarten und wir waren nur zu dritt. Diesmal waren wir eine Woche vor Weihnachten zu einer Geburtstagsfeier im Kreise der Familie dort, und wir immerhin zu siebt.

 

Geburtstagskinder

Die strahlenden Geburtstagskinder und Dessert-Queens Lea und Ruth beim Reif

 

Der Tisch war für 12.00 h reserviert, und die Gaststube war relativ voll. Es waren aber auch noch nicht alle Frühschoppen-Gäste gegangen, einige schienen ein ausgesprochen gutes Sitzfleisch zu haben. Zum Aperitif gab es einen Pfiff Grieskirchner, später wurden dann kleine Hirter Biere getrunken. Bei der Vorspeise war man sich relativ einig, die Steinpilzsuppe um € 5,50 ging als eindeutiger Favorit hervor. Ich tanzte aus der Reihe und wählte ein Carpaccio vom Hirschrücken mit getrüffelter Eierspeis, Kräuterpesto, Ruccola und Parmesan: Mit 13 € zwar sau teuer, aber auch sau gut (siehe Bild). Das heißt jetzt aber nicht, dass die Suppenesser unzufrieden waren, ganz im Gegenteil.

 

Carpaccio

Eine einmalig raffinierte Vorspeise: Carpaccio mit getrüffelter Eierspeis

 

Bei den Hauptspeisen herrschte Vielfalt. Von den beiden Geburtstagskindern wählte die Vegetarierin getrüffelte Fettuccine (mit 20 € natürlich auch nicht gerade wohlfeil) , die andere eine Maishendlbrust. Mein Bruder nimmt sehr gerne Zwiebelrostbraten, was er auch in diesem Fall tat. (siehe Bild) Er war begleitet von Speckbohnen, Kartoffeln und den unvermeidlichen Röstzwiebeln. Mein Sohn hatte außerhalb der Karte das Dry Age Rib-Eye Steak gewählt, mit nahezu € 30.- das mit Abstand teuerste Gericht, aber die Fleischqualität war natürlich exzellent. Seine Gattin hatte die Rinderfiletspitzen mit Pilzen und Polenta genommen. Ich blieb beim Premium-Schulterscherzl hängen, mit Apfelkren und einer guten Sauce Tatar, und meine Gattin beim Zanderfilet mit Erdäpfel-Lauch-Gröstl und grünem Salat. Zum Schulterscherzl schmeckte der offene Grüne Veltliner ganz ausgezeichnet, was man dem Blaufränkischem zum Steak auch zugestehen muss. Übrigens: Die Weinkarte ist durchaus in Ordnung!

 

 

Getrüff.Fettuccine 

Ein zeitloser Klassiker der österreichischen Küche: Zwiebelrostbraten mit Speck-

bohnen, Kartoffeln un dden unvermeidlichen Röstzwiebeln

 

Höhepunkt und Abschluss des Geburtstagsessen für meine beiden Nichten waren natürlich die Nachspeisen. „Bitte frage Sie nach dem Dessert“ stand am Ende der Speisekarte. Und wir fragten, und bestellten dann wie so oft alles, was im Angebot war. Ich glaube, es waren genau sieben Speisen für uns sieben Personen, wobei mein Bruder sich beim Süßen eine Auszeit nimmt. Und so machten die Dessertteller mit den süßen Köstlichkeiten wie immer ihre Runde, und wir delektierten uns an Jägertorte ebenso wie an Schokoflan, und an einer Eispalatschinke genauso wie an einer Kardinalschnitte (siehe Bild). Und hätte sich der Reif bei den bisherigen Speisen nicht ohnehin schon qualifiziert, dank des ausgezeichneten Dessert-Angebots hätte er es spätestens jetzt geschafft.

Kardinalschnitte

Ebenso klassisch wie köstlich: Eine Kardinalschnitte vom allerfeinsten!

 

Bleibt noch zu sagen, dass wir inklusive dem einen oder anderen alkoholfreien Getränk und sechs Kaffees sowie zwei Schnapserl mit 70 € pro Person das Auslangen gefunden haben. Nicht gerade billig, aber durchaus angemessen. Womit sich der Schluss meiner ersten Rezension aus dem Sommer durchaus bewahrheiten dürfte, wo ich den Anfang einer dauerhaften Beziehung vorausgesagt habe!

Usedom – ein kulinarischer Kurzbericht

 

Fisch, Fisch und noch einmal Fisch

 

Nach Usedom gelangt man von Linz aus schneller, als man landläufig annehmen würde: Man fliegt in einer guten Stunde nach Rostock, und von dort geht´s dann per Bus, Zug oder Leihwagen weiter auf die Insel Usedom. Wir – meine Gattin und ich - hatten eine Ruefa-Pauschalreise gebucht, mit Flug, Bustransfer, Hotel mit Frühstück in Heringsdorf und drei inkludierten Ausflügen. Aber darüber will ich ja gar nicht viel erzählen, sondern mehr über die Küche dieser Region. Wir waren in keinem Hauben- bzw. Sternelokal. Die besten resp. feinsten Restaurants, in denen wir so gut wie immer abends gegessen haben, waren das Heinrich´s in unserem Strandhotel, das benachbarte Restaurant Waterfront im Steigenberger Hotel und der Pommersche Hof, alle in Heringsdorf. Eher Durchschnitt waren das Restaurant Seebrücke in Ahlbeck (das Matjestratar war super, die Rote Grütze dagegen zum vergessen), die Hafenküche in Rankwitz (langsames Service, aber köstliche Fischsuppe) und das Bistro Don Hering im Maritim Hotel Kaiserhof in Heringsdorf. Nicht zu vergessen den Imbiss „Zur Molle“ an der Strandpromenade in Bansin, wo es Räucherfisch, Fischbrötchen und Bier gibt. Ganz köstliche Fischbrötchen mit Backfisch oder Lachs, übrigens.

Strandhotel Heringsdorf mit Heinrichs

Strandhotel Heringsdorf mit Restaurant Heinrich´s

 

 

Waterfront  

Hotel Steigenberger mit Bistro & Bar Waterfront

 

Da es bei Mecklenburg-Vorpommern um ein eher in jeder Hinsicht armes und landwirtschaftlich ausgerichtetes Bundesland handelt, ist auch die Küche eher deftig bis kräftig. Hausmannskost in üppigen Portionen füllt die Teller, und da Usedom ja eine Insel ist, natürlich auch Fisch. Ungekrönter König der Fische ist dabei der Hering, den es in den verschiedensten Variationen gibt: Als Bismarckhering mariniert mit Essig, Zwiebeln, Senfkörnern und Lorbeer, als Matjes mild gesalzen in jugendlichem Alter (einen solchen hatten wir mit Remouladensauce, Pellkartoffeln sowie einem Salatbouquet, oder als Rollmops, ein kopf-und schwanzloses Heringsfilet, handgewickelt, mit einem Holzstift zusammengehalten, und mit Gurken und Zwiebeln in Essiglake eingelegt. Ich hatte ihn auch gebraten als Pommerschen Ostseehering mit Bratkartoffeln und Salat oder als Ahlbecker Matjestartar mit Schwarzbrot uns Schmalz.

 

Pommerscher Hof Heringsdorf 

Hotel & Restaurant Pommerscher Hof

 

Don Hering

Bistro Don Hering im Maritim Hotel Heringsdorf

 

Andere köstliche Speisefische sind z.B. Scholle (meine Gattin hatte eine Kutterscholle nach Finkenwerder Art und ich eine Scholle gebraten mit Bratkartoffeln und Gurkensalat), Flunder, Steinbutt (auf den Teller kamen ein Steinbutt-Filet unter einer Steinpilzkruste mit Rosmarinkartoffeln und kleinem Salat sowie ein Duett von Steinbutt und Peenebarsch auf einem Eintopf von Kürbis und Kartoffeln mit Riesling-Schaum), und Seezunge (gebraten nach Müllerinnen-Art mit Petersilienkartoffeln und Gurkensalat. Einmal musste es bei einer einfachen Verkaufsbude auch ein Backfischbrötchen sein, ein panierter Fisch in einem Brötchen mit Salatblatt und Remouladen-Sauce oder Mayonnaise. Nicht probiert haben wir Aal oder geräucherten Fisch, wobei verschiedene, geräucherte Fische (Lachs, Hering, Aal) eigentlich Teil unseres täglichen Frühstücksbuffets waren. Natürlich gab es auch noch anderes Meeresgetier. So hatten wir z.B. einen respektablen Shrimps-Avocado-Salat mit Linsenbrot (Papadam) oder Penne mit Lachs.

 

Matjes mit Remouladensauce

Der berühmte Matjes mit Remouladensauce, Pellkartoffeln und Salatbouquet

Sehr wohl gekostet haben wir natürlich auch Fischsuppe, immer mit viel Fisch, aber einmal mit mehr und einmal mit weniger Sahne. Apropos Suppe: Von den deftigen, bodenständigen Gerichten haben wir eher nur die Suppen probiert, so z.B. eine eingedickte, pommersche Kartoffelsuppe, natürlich mit Kartoffeln, Karotten und Speck, gewürzt v.a. mit Petersilie. Lorbeerblatt und Beizkraut. Oder eine Soljanka, eine Restlsuppe aus passierten Tomaten und Paprika, mit Zwiebel, Gurkerl, Paprikastreifen und Wurstresten. Wild war wahrscheinlich aufgrund der Jahreszeit – es war erst Anfang September- kaum auf den Speisekarten zu finden, und vergeblich suchten wir auch nach dem berühmten „Lapskaus“ (ein Eintopf aus Kartoffeln, Rindfleisch, Heringsfilet und roter Beete).

 

Was die Nachspeisen betrifft ist das Eis nicht so schlecht, ich hatte ein Vanille-Stracciatella-Eis mit Schokosauce und ein Parfait von der Weinbergpfirsich. Probiert haben wir natürlich auch die berühmte Rote Grütze, serviert mit Vanillesauce und Pumpernickel. Ich glaube, bei diesem ersten Versuch werden wir es auch belassen. Ansonsten jede Menge Torten zu einem meist besseren Cappuccino. Auch den auf der Insel wachsenden Sanddorn habe ich verkostet: In Form damit gefüllter Schokolade und als Saft.

 

Soljanka

Soljanka: Restlsuppe aus passierten Tomaten mit Paprika und Wurst- oder Fleischresten

 

Bleibt noch ein letzter Absatz übers Trinken. Das Hauptgetränk an der Ostsee ist offensichtlich Bier, vorzugsweise lokal gebraut und frisch gezapft. Zwei Brauereien gibt es auf der Insel: Eine, das Usedomer Brauhaus in Heringsdorf, und die zweite im Wasserschloss Mellenthin. Beide probiert, beide sehr gut. Wasserschloss Mellenthin ist übrigens ganz interessant und das Bier ist gut, was man leider von den Mehlspeisen aus der hauseigenen Konditorei nicht behaupten kann. Dazu kommen noch aus der näheren Umgebung die Störtebecker Braumanufaktur in Stralsund und die Hanseatische Brauerei in Rostock. Auch die beiden durchaus empfehlenswert. Aufgrund unserer Vorliebe für Fisch habe ich die ganze Urlaubswoche ausschließlich Weißwein getrunken, und den offen. Das hier übliche Glas von 0,2 l kostet von € 5,90 (Riesling QbA in der Seebrücke Ahlbeck) bis € 9,50 (Sauvignon Blanc von Klaus Mayer/Pfalz im Restaurant Waterfront/Steigenberger). Ich habe auch Weißburgunder und Pinot Grigio getrunken, alle Weine waren ganz gut. Der vielfach erwähnten Köm – einen klaren Kümmelschnaps – habe ich mir allerdings erspart.

 

Résumé: Nach Usedom reist man sicher nicht des Meeres wegen, weil das ist kalt und schmutzig. Der Strand ist zwar wunderschön, aber es gibt weder Toiletten noch Duschen noch Umkleidekabinen. Die Strandkörbe sind sehr putzig, aber aber relativ unbequem. Wenn man hierher kommt, dann eher wegen des nahezu täglichen Sonnenscheins und der reinen und gesunden Luft. Was das Essen betrifft, so kommen Fischliebhaber auf Usedom voll auf ihre Rechnung, ebenso Liebhaber deftiger Gerichte. Allerdings müssen alle Geduld und Nachsicht haben, denn hier geht alles sehr langsam und manches geht überhaupt nicht, und man weiß eigentlich nicht warum. Manchmal glaubt man sich wirklich in die gute, alte DDR-Zeit zurückversetzt, mit absichtlich schleppendem Service und Sättigungsbeilage auf den Speisekarten.

 

 

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